Geschichte des Komiker-Handwerks (20)

Fortsetzung vom 13.5.2020

Aufstieg der Stand-Up-Comedy zur eigenständigen Kunstform

Ende der 30er Jahre war mit der Burlesque Show eine weitere Facette des Unterhaltungs-Angebotes der USA untergegangen.* Ursprünglich ein literarisches Format, war sie zuletzt zur Strip-Show verkommen und verboten worden.** Für die Comedians verschwand damit ein weiterer Training Ground und eine wichtige Spielstätte. So wichen sie auf Hotelbars und Nachtclubs aus, die weniger glückliche Mehrheit landete in drittklassigen Musikkneipen oder in Striplokalen.
Doch an der Live-Kultur, die sich in den 40er und 50er etablieren sollte, hatte die Stand-Up-Comedy einen wichtigen Anteil, und hier sollte sie sich endgültig  zu einer eigenständigen amerikanischen Kunstform entwickeln. Die Rede ist von der Nachtclubszene in Entertainment-Hochburgen wie New York, Las Vegas, San Francisco und Los Angeles. Und natürlich vom Borscht Belt.

Gemeinsam mit den Nachtclubs kam die Stand-Up-Comedy in Mode, und in den Künstlervierteln – etwa dem New Yorker Greenwich Village – entwickelte sich eine eigene Szene. Diese gedieh in kleinen Cafés und Nachtclubs, deren Intimität den Dialog zwischen Performer und Publikum beförderte: den sogenannten Chichi Rooms oder Chichis. Sie boten Live-Musik (Jazz und Folk) und Poetry und hießen z.B „Mr. Kelley‘s“ (Chicago) oder „Blue Angel“ (New York). Einige Namen ließen bereits erkennen, dass auch Comedy zum Angebot gehörte: „hungry i“ (i für „intellectual“), das „Cafe Wha?“ oder „The Bitter End“. Das angelockte Publikum lässt sich unter dem Begriff Bohème zusammenfassen: Intellektuelle, Künstler, Beatniks und natürlich Studenten.
In den 50er Jahren waren diese Chichis das Hauptforum der „New Wave Stand-Up Comedians“ und sind die direkten Vorläufer der reinen Comedy Clubs.
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* Nach dem Verschwinden des Vaudeville Anfang der 30er Jahre. Siehe hierzu https://blog.montyarnold.com/2020/04/21/15818/
** Um die Jahrtausendwende gab es nach langer Pause eine Wiederauferstehung der Burlesque (ohne Comedians), die auch im Kino ihr Echo fand. Die klassische Form wird in einem Hauptwerk des Musicals gefeiert. Siehe dazu https://blog.montyarnold.com/2017/02/18/broadways-like-that-45-der-frauenversteher-jule-styne-ii/

Auszug aus dem Essay „Humor Omnia Vincit“
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