South by Southwest

Neulich sagte mir ein Bekannter, er lehne das Wort „Spaghetti-Western“ ab, weil es ihm etwas abfällig vorkomme – dem Genre wie auch dem Land gegenüber.
Bei mir ist das schon deshalb anders, weil ich Western generell nicht mag und mir Abfälligkeiten aller Art daher leichter fallen.* Ich käme aber auch nie auf die Idee, ein Land – in diesem Falle Italien – ausgerechnet nach seinen Western zu beurteilen. Zumal ich die deutschen Produkte auf diesem Gebiet noch weitaus überflüssiger finde.
Damit wir uns nicht missverstehen: ich liebe „Rio Bravo“ (USA 1958) als einen der schönsten alten Filmklassiker überhaupt, und ich habe mich bei „Spiel mir das Lied vom Tod“ (IT 1969) auf einem Fernsehbildschirm in dreieinhalb Stunden emotional mehr bewegt, als in den 17 Jahren, die ich leibhaftig im Saarland zugebracht habe.
Hätte ich aber die Wahl, einen Abend mit einem amerikanischen oder einem italienischen Western zubringen zu müssen, fiele meine Wahl unbesehen auf den amerikanischen.
Natürlich möchte ich selber verstehen, warum das so ist.
Zunächst einmal ist mir der Realismus der italienischen Variante zu schmuddelig, zu unbequem. Wenn schon Eskapismus, dann bitte richtig!** Und dann sind es die (typisch italienischen) Katholizismen, die sich schon in vielen der (deutschen) Filmtitel mitteilen: „Drei Arschritte für ein Himmisakra“, „Vier Backpfeifen für ein Ora Pronobis“, „Gott vergibt, der Heilige Antonius nie!“ … oder wie auch immer sie heißen. (Noch mehr törnen mich die Bandwurmtitel ab, die sich am deutschen Gruselkrimi orientieren: „Stampede der abgerissenen Arme“, „40 Köpfe rollen nach Westen“, „Leichen darfst du sowas nicht zweimal sagen“ oder so ähnlich …)
Abermals nützt es mir nichts, dass die Italiener ja im Grunde recht haben. Ein fundamentalistischeres Christentum als in den USA kann ich mir in einem westlichen Land nicht vorstellen, und das mag sich ja im Wilden Westen schon angezeichnet haben.

Ein launig Herz, das der Filmfreund im Leibe hat.
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* Das hindert mich und diesem Blog nicht an sorgfältiger und hilfreicher Einordnung:   https://blog.montyarnold.com/2016/01/03/heute-ist-sonntag-2/
** Wie recht die Spaghetti-Western mit diesem Stilmittel haben, mag dieser Gastbeitrag verdeutlichen: https://blog.montyarnold.com/2016/01/07/going-west-1-invasion-aus-der-alten-welt/ und die vier Fortsetzungen.

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