Sprechen am Mikrofon: ON und OFF (2)

Fortsetzung vom 24.6.2020

Repetito est mater studiorum

Dieser lateinische Sinnspruch – etwa: Wiederholung ist die Mutter des Lernerfolgs! – klingt etwas entmutigend für jene, die das professionelle Sprechen als Kunst begreifen möchten, als Gelegenheit, kreativ zu sein und selbst zu erschaffen. Das ist nicht ganz angemessen. Schließlich muss eine Harfinistin erst einmal rein handwerklich ihr Instrument beherrschen, ehe sie durch dieses ihre Seelenfülle auf uns ausschütten kann. Mit der menschlichen Stimme verhält es sich ebenso. Unabhängig davon, ob sie hübsch oder besonders, laut oder leise ist. Egal, ob es eine Gesangs- oder eine Sprechstimme ist.Das professionelle Sprechen vom Blatt – und die Unterscheidung von ON und OFF ist nur ein wichtiger Teil davon – funktioniert wie eine Parodie. Heinz Erhardt kann nur parodieren, wer ihn einmal gehört hat (oder doch wenigstens eine gute Parodie). Eine Beschreibung würde nicht genügen, keine Erklärung würde ausreichen. Die mindeste Voraussetzung wäre ein bewusst wahrgenommenes Hörerlebnis.
Ebenso müssen wir den unterschiedlichen Arten, am Mikrofon zu sprechen, bewusst gelauscht haben, um sie vollführen (bzw. reproduzieren) zu können: die Werbebotschaft, die Tierreportage, die Geschichtsdoku, das Feature über den Krimkrieg, das Märchen, die Glosse.   
Wer bei dieser beliebigen Aufzählung nichts empfunden hat, der sollte mit dem Gang zum Besetzungsbüro eines Tonstudios noch etwas warten – und weiterlesen.

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