Heute macht man so etwas per CGI, aber mehr als hundert Jahre lang musste jedes Gemälde, das in einem Film an der Wand hing, tatsächlich erst einmal gemalt werden: Ölschinken mit den Portraits verblichener Schlossherren, angeblicher Eroberer und Urgroßmütter, Arbeiten fiktiver Maler, frei erfundene Kunstschätze.
Eine Galerie, die solche Objekte einsammelt und tatsächlich präsentiert, würde einen gewissen (und vermutlich wachsenden) Zulauf haben.*
Dass solche Gemälde nach Drehschluss verschwinden, hat einen banalen, aber wenig tröstlichen Grund: dass auf ihnen häufig die mitwirkenden Schauspieler abgebildet sind, macht eine anderweitige Wiederverwertung schwierig. Für den nostalgischen Kinofan wäre dieser Faktor eher wertsteigernd.
Immerhin einen dieser Schinken habe ich kürzlich in der Nähe des Original-Fundortes wiederentdeckt.
In Hitchcocks Klassiker „Die Vögel“ hängt ein Portrait des verstorbenen Vaters im Haus der Familie Brenner. Bei der Herstellung wurde darauf geachtet, eine gewisse Familienähnlichkeit mit dem Darsteller von Brenner junior zu gewährleisten, der von Rod Taylor gespielt wurde.
Gut ein Jahr später ist das Bild wieder zu sehen: in „The Ordeal of Mrs. Snow“, einer Folge aus der 2. Staffel der TV-Serie „The Alfred Hitchcock Hour“. Es handelt sich bei dem Portraitierten diesmal wohl um den ebenfalls verstorbenen Mr. Snow handeln.
Danach verliert sich die Spur des Exponats.
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* Beispiele finden sich unter https://blog.montyarnold.com/2019/03/29/der-fluchbeladene-liebling/ oder am Ende von https://blog.montyarnold.com/2019/07/06/die-gruft-von-graf-dracula-4/