Geschichte des Komiker-Handwerks (33)

betr.: „Saturday Night Live“ (ii)

Fortsetzung vom 29.7.2020

Der beabsichtigte (oder doch billigend in Kauf genommene) Effekt eines Sketches, den niemand versteht, war neu. Und er wäre etwas völlig Neues gewesen, hätte nicht sechs Jahre zuvor schon eine britische Atelierformation namens „Monty Python“ bewiesen, dass diese Art von Frechheit siegen kann. „Saturday Night Live“-Produzent Lorne Michaels erklärte später, es sei ihm wichtig gewesen, dass niemand aus dem Opening Schlüsse auf das nachfolgende Programm ziehen konnte. Zwei Leichen in den ersten Minuten einer Comedy-Show hatte es im amerikanischen Fernsehen jedenfalls noch nicht gegeben.
In der ersten Ausgabe folgte noch ein Stand-Up-Monolog des Gastmoderators, ein paar Sketche (die heute von Historikern offen als mittelmäßig eingeordnet werden) und eine Sängerin, die einen bereits etablierten Song vortrug. Die Quoten waren dünn, die Kritiken immerhin freundlich. Doch dann mauserte sich die Sendereihe erst zu einem Erfolg und schließlich zu einer Institution.

Die angestrebte Anarcho-Komik erfuhr immer wieder kleine Deckelungen, zum Beispiel durch den Umstand, dass das Wort „Fuck“ im amerikanischen Free-TV und damit auch bei „SNL“ (bis heute) geächtet und gefürchtet ist. Wer es dennoch benutzt, kann aus dem Ensemble geschmissen oder auf die Schwarze Gästeliste gesetzt werden. (Mal ehrlich: ist das nicht wahnsinnig komisch?).

Auszug aus dem Essay „Humor Omnia Vincit“

Dieser Beitrag wurde unter Buchauszug, Fernsehen, Kabarett und Comedy abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert