Geschichte des Komiker-Handwerks (36)

Fortsetzung vom 5.8.2020

Schallplatte und Uni-Campus

Einer alten Weisheit zufolge, muss jede neue kulturelle Strömung der Jugend gefallen, und es fördert ihre bleibende Bedeutung immens, wenn sie außerdem von deren Elterngeneration abgelehnt wird. Zumindest Ersteres gelang der Comedy über ihre Verankerung im studentischen Leben.
In den 50er und 60er Jahren fanden Stand-Up-Comedians im „College Comedy-Concert Circuit“ eine neue Wirkungsstätte. Auf Universitäten – auf dem Campus wie auch in Hörsälen – und auf schulischen Großveranstaltungen entstanden Mitschnitte, die auf Schallplatten gepresst und wiederum dort verkauft wurden. Lord Buckley, Lenny Bruce, Mort Sahl, Bob Newhart und der hierzulande lange Zeit als Kreisler-Vorbild verdächtigte Tom Lehrer gehörten zu den Stars dieser neuen Schallplattenkultur, und sie bescherten der Nachwelt wertvolle Sammlerstücke.

Die Schallplatte war ein Glücksfall für Comedians, denn die Tonspur reichte völlig aus, um ihre (zumeist unzensierte) Kunst und die Reaktionen des Publikums zu transportieren. Die Plattenfirma wiederum freute sich über die unerreicht geringen Kosten, die die Herstellung eines solchen Masters verursachte. Comedy-Platten beförderten sowohl den (Nach-)Ruhm der Künstler als auch die Bilanzen solcher Labels wie Verve, Fantasy und des strauchelnden Newcomers Warner Bros. Records.

1960 war das Jahr, in dem ein Comedy-Record-Boom seinen Anfang nahm. Zunächst hielt sich Shelley Bermans „Inside Shelley“ als erste reine Sprechplatte wochenlang an der Spitze der LP-Charts. Im selben Jahr gewann Bob Newhart mit „Button-Down Mind Of Bob Newhart“ den Grammy für das beste Album des Jahres, nachdem es 14 Wochen in den Billboard Charts zugebracht hatte.

Auszug aus dem Essay „Humor Omnia Vincit“

Dieser Beitrag wurde unter Buchauszug, Kabarett und Comedy abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert