… ruft’s aus dem Wald

betr.: 34. Todestag von T. Marvin Hatley

Obwohl der Erfinder eines der großen Ohrwürmer des Medienzeitalters, ist T. Marvin Hatley heute praktisch niemandem mehr ein Begriff. Der Ohrwurm ist der „Coo Coo Song“ (es gibt verschiedene Schreibweisen), die Erkennungsmelodie des Komiker-Duos Laurel und Hardy. Wie das manchmal so ist mit solchen Evergreens, entstand er routinemäßig in einer Reihe von Arbeiten und setzte sich aus qualitativen Gründen durch.

Thomas Marvin Hatley, geboren am 3. April 1905 in Reed, Oklahoma, studierte ein wenig Medizin und spielte Jazz-Piano, ehe er 1930 bei Hal Roach zum musikalischen Leiter bestellt wurde – dem anbrechenden Tonfilm sei Dank.
Mit „Honolulu Baby“ komponierte er auch einen der großen vokalen Ohrwürmer für Laurel & Hardy. Er erklang erstmals in „Sons Of The Desert“, ihrer elegantesten abendfüllenden Komödie.
Dreimal wurde Hatley für den Oscar nominiert, u.a. für den Klassiker „Way Out West“ (das ging nicht ganz mit rechten Dingen zu, denn ein Teil der Musik war bereits vier Jahre zuvor in einem Kurzfilm benutzt worden) und für die romantische Komödie „There Goes My Heart“.

Filmkomponisten waren bekanntlich eine wenig beachtete und unterschätzte Spezies unter den kreativen Kräften Hollywood und wurden noch mieser behandelt als die Drehbuchautoren. Die Geschichte vom Ende der Karriere des Marvin Hatley beleuchtet außerdem die Schattenseite von Hal Roachs Politik, seinen Angestellten stets freie Hand zu lassen, die sich in künstlerischer Hinsicht so oft ausgezahlt hatte.

Als Hatley 1940 an dem Australo-Western „Captain Fury“ arbeitete, sah ihm ein neuer Abteilungsleiter namens Frank Ross über die Schulter, den Roach erst kürzlich eingestellt hatte. Eine Passage war für Posaunen und Celli gedacht, doch der Arrangeur hatte nur die Cellostimmen ausnotiert. Als Hatley die fehlenden Orchesterstimmen nachbestellte, störte sich Ross an den Kosten für die Wartezeit: 65 Musiker hatten – jeder für zehn Dollar pro Stunde – 15 Minuten zu pausieren. Ross – der sich weder für Musik noch für Hatleys Verdienste um das Studio interessierte, rechnete dem Chef vor, wie kostensparend es wäre, Hatley rauszuschmeißen. Roach ließ ihn gewähren, und Marvin Hatley hat nie wieder eine Filmmusik komponiert.

T. Marvin Hatley als glücklicher Filmkomponist und als erleichterter Barpianist.

Der Musiker, den alle Zeitzeugen als gutmütig und heiter beschrieben, arbeitete in den nächsten zwanzig Jahren als Pianist in Cocktailbars, freute sich über den stressfreien Beruf und verdiente dort erheblich besser als in Hollywood. Jedenfalls hat er das immer behauptet …

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