Von der Anstrengung, die das Töten abverlangt

betr.: „Anthony Mann – Kino der Verwundung“ (Bertz+Fischer)

Ich habe nicht viel für Western übrig, und daher habe ich mir Anthony Mann (1906-67) – einen vielseitigen Regisseur, der vor allem für seine Western in Erinnerung ist – bisher nicht näher angesehen. Das hätte auch großer Eigeninitiative bedurft, denn unter den respektierten Handwerkern Hollywoods blieb er stets unauffällig und es gab kaum Bücher über ihn. In Deutschland noch nie – bis jetzt.
Als ich „Anthony Mann – Kino der Verwundung“ von Ines Bayer entdeckte, habe ich schon deshalb zugegriffen, um eine seltene Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen. Sollte das Buch mich nicht vollauf begeistern, wäre es in jedem Falle eine gute Ergänzung der Filmbibliothek.
Es hat mich vollauf begeistert!

Barbara Stanwyck, mit der wieder einmal nicht gut Kirschen essen ist, auf dem Titel des besprochenen Buches und in „Die Farm der Besessenen“.

Wie jede gute Feuilletonistin nimmt auch Ines Bayer ihren Gegenstand zum Anlass, weit über diesen hinauszuleuchten und über den Film und das Entertainment an sich zu schreiben. (Ich beeile mich, hinzuzufügen, dass Leben und Werk dieses Gegenstandes gleichwohl profund recherchiert sind und behandelt werden!)
Allein, was sie zur französischen Auteur-Theorie und zur besonderen Qualität des alten Studiosystems als Biotop kreativer Freiheit (für jene, die diese zu erkennen und zu nutzen wussten) zu erzählen hat, lohnt das Ganze Buch. 

Ich freute mich, auch einmal über jenen Teil des Klassikers „Spartacus“ zu lesen, der nicht von Stanley Kubrick verantwortet wurde und über die schönsten Bildunterschriften seit William K. Everson. Zum Beispiel: „Berechtigte Skepsis: Anthony Perkins als angehender Gesetzeshüter – mit genau dem passiven Habitus, den der Begriff impliziert“ oder „Tieftragische Figur: Erich von Stroheim als ‚The Great Flammarion‘, kurz vor der Entdeckung des Betrugs“.

„Als Konstante im Werk Anthony Manns tritt (…) ein ausgesprochen physischer Stil hervor, der die Positionierung des Körpers im Bildkader ebenso betrifft wie den Umgang mit der Landschaft, in der die Berge nie nur Dekor sind, sondern unter Schmerzen erklommen werden.“

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