Der Komiker als Filmheld (11): „Wer zuletzt lacht …“

In dieser Reihe werden Filme vorgestellt, deren Helden Komiker sind. Nach einer kurzen Inhaltsangabe werden die Filme hauptsächlich danach beurteilt, wie kundig und glaubhaft sie diesen Beruf abbilden. (Meistens entspricht dieser Aspekt aber auch der Gesamtnote.) Biopics werden an anderer Stelle behandelt.

„Wer zuletzt lacht …“ („The Comedian“), USA 2019

Der indischstämmige Großstadt-Comedian Samir Wassanc hat mit seinem Material keinen Erfolg, bis er den Rat der Comedy-Legende JC Wheeler befolgt und über seinen Alltag witzelt. Das Publikum reagiert wie ausgewechselt. Leider muss Samir erkennen, dass alle Personen seines Umfeldes, die er auf der Bühne thematisiert – als erstes trifft es seinen Hund – anschließend verschwunden sind. Und nicht nur das: es hat sie nie gegeben! Doch er tut es wieder und wieder, denn nur so stellt sich der langersehnte Erfolg ein. Schließlich lässt Samir den ehemaligen Tutor seiner Freundin verschwinden, in dem er einen Nebenbuhler vermutet. Das soll er fürchterlich bereuen …

Der miefige deutsche Titel ist leider prophetisch. „Wer zuletzt lacht“ ist die Pilotfolge der (je nach Zählweise) vierten Neuauflage des Serien-Klassikers „The Twilight Zone“ und erinnert inhaltlich an eine Episode aus dessen Nachfolger „Rod Serling’s Night Gallery“*. Sie ist solide geschauspielert und bildschön überproduziert, aber das Drehbuch erweist sich einmal mehr als der schwierige Teil. Der Beruf des Komikers wie auch das Verhalten des Publikums werden geschildert, als hätten die Macher dieser Geschichte so etwas noch nie gesehen und kennten es nur aus einem kurzen Wikipedia-Eintrag (und das wohlgemerkt in den USA!). Der Held hat nur einen einzigen Witz drauf, den er auch noch laienhaft stammelnd vorträgt (irgendwas mit dem Recht auf Waffenbesitz). Er bekommt den ungeheuerlichen Rat, es mal mit was Privatem zu versuchen. Das ist so, als würde man einer unglücklichen Striptease-Tänzerin empfehlen, sich doch einfach mal auszuziehen. Die Idee mit der Veränderung der Zeitachse ist schon x-mal dagewesen – besonders hübsch in der Originalfassung der „Twilight Zone“, wo sich auch der Einfall mit den Menschen findet, an die sich plötzlich keiner mehr erinnert.
Ach ja – und zum Lachen gibt es hier über eine Stunde lang absolut nichts!
Einziger Trost: die restlichen Folgen dieser Serienstaffel sind in ihrer Hybris, tagespolitisch relevant zu sein, teilweise noch schlimmer, etwa die Parabel auf Donald Trump oder der unbehagliche Versuch, zum Thema „Black Lives Matter“ etwas zugleich Entlarvendes, Anklagendes, Berührendes, seinerseits politisch Korrektes und Einlullendes zu machen.

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* Sie wird im ersten Kapitel dieser Reihe beschrieben: https://blog.montyarnold.com/2020/08/07/make-me-laugh-usa-1971/.

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