Die besten Vorbilder für Charge und Trickstimme
Zu dieser Serie siehe https://blog.montyarnold.com/2020/12/08/17126/
Der Komödiant Gerd Duwner (1925-96) war ein typisches Berliner Gewächs mit Boulevard- und Operetten-Vergangenheit und mit Abstand der Meistbeschäftigte unter den Sprechern mit einem ungewöhnlichen Sound. Dieser wird als „hellrauh und extrem modulationsfähig“ beschrieben und war in Trickfilm und Kinderfunk über Jahrzehnte so präsent, dass Duwner es sich nicht nehmen ließ, seine wichtigsten Rollen voneinander abzusetzen. Das tat er so unaufdringlich, dass es mir erst auffiel, als er einmal in der Spielshow „Dalli Dalli“ auftrat. Er wurde gebeten, einige Sätze aus seinen drei populärsten Rollen zu sprechen: als „Ernie“ in der „Sesamstraße“ (1971-96), als (deutlich älterer) „Festus“ in „Rauchende Colts“ (1967-72) und als „Barney Geröllheimer“ in „Familie Feuerstein“ (1965-70, dann noch einmal Mitte der 80er Jahre). Es waren drei völlig verschiedene Typen.*
Gerd Duwner als Barney Geröllheimer in „Familie Feuerstein“
Gerd Duwner als Festus in „Rauchende Colts“
Gerd Duwner als Ernie aus der „Sesamstraße“, den er 25 Jahre lang sprach
Schon das Beispiel „Familie Feuerstein“ verweist auf die Durchlässigkeit der damaligen Genrebegriffe. Die Serie war in den USA eine (wenn auch gezeichnete) Sitcom für ein erwachsenes Publikum gewesen. Gerd Duwner war ebenso in den großen Hollywoodfilmen zu Hause. In Krimis, Western und Kriegsfilmen wurde er gern als miese Ratte eingesetzt (in „), in Dramen als hintergründiger Zeitgenosse (wie der mysteriöse Medienmogul in „Network“), in Komödien als saftiger Pointenlieferant (wie der fröhliche Sargverkäufer in „Schick mir keine Blumen“). Einer Reihe von Filmstars von vollschlanker oder gedrungener Statur diente er als feste deutsche Stimme.
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* Bilder und Tonbeispiele entnommen aus https://blog.montyarnold.com/2017/11/15/das-goldene-zeitalter-der-schraegen-voegel/