Das Ächzen des Geheimagenten

betr.: 121. Geburtstag des Ornithologen James Bond

Apropos James Bond – zuletzt lag es an der Pandemie, dass der Starttermin des neuen Bond verschoben wurde; im Grunde müsste dieser heiß erwartete Film längst zum dritten Mal im Fernsehen laufen. Zuvor hatte sich seine Premiere schon mehrmals aus anderen Gründen verzögert, die weniger hoher Gewalt unterlagen: Pannen bei der Produktion, künstlerische Differenzen, ausgewechselte Mitarbeiter. Schon zuvor hatte der Mythos des Agenten 007 Federn gelassen – der Charakter sei nicht mehr zeitgemäß, und da helfe es auch nichts, dass Daniel Craig ihn mit „Casino Royale“ ihn so beeindruckend neu erfunden hatte.

Überhaupt ist bei all dem Pech fast in Vergessenheit geraten, wie lautstark Craig sich schon seit Jahren über seine Rolle beklagt. Er schleppt sie wie eine Bürde mit sich herum und vermittelt den Eindruck, es wäre ein Fluch, mit diesem begehrten Job gestraft zu sein. Gewiss, auch Sean Connery hatte frühzeitig keine Lust mehr darauf – und das sah man ihm schon bei seinem vierten Auftritt deutlich an. Doch bei ihm war es eher eine „Ich habe Besseres zu tun“-Attitüde, die sich mit der Coolness des Konzeptes letztlich vertrug. Zumal ihm mit Roger Moore ein liebenswerter Witzbold nachfolgte, der uns das Agentenleben von seiner flottesten Seite zeigte.
Beim „Realismus“ eines Daniel Craig spürt man förmlich, wie ungemütlich und gesundheitsschädlich seine Einsätze sind. Aller Trickfilmerei zum Trotz ist es offensichtlich verdammt hart, ein harter Hund zu sein. Wenn der Schauspieler dann in Interviews darüber klagt, schon wieder trainieren und Diät halten zu müssen, um einen dieser Filme zu machen, kann sich gerade der männliche Fan nicht mehr so recht freuen, wenn ihm endlich das Ergebnis präsentiert wird.
Das Dilemma von Daniel Craig ist auch das seiner Zeit: die Leichtigkeit, die einst die vornehmste Pflicht des Popcorn-Kinos darstellte, ist nicht mehr angesagt. Es hat aber auch mit den Stars zu tun. Irgendwann wollte dann ein gewisser Robert De Niro dafür beklatscht werden, wie wacker er für seinen neuen Film zu- und wieder abgenommen hat. Das ist inzwischen gut 40 Jahre her. Das Ethos eines Filmstars hätte es noch zu Connerys Bond-Zeiten niemals zugelassen, dem Publikum privat etwas vorzustöhnen.

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Eine Antwort zu Das Ächzen des Geheimagenten

  1. Pingback: Ian Fleming - Böses muss auch hässlich sein - Monty Arnold blogt.Monty Arnold blogt.

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