betr.: 50 Jahre „Disco“ mit Ilja Richter
Bevor ein halbes Jahrhundert „Disco“ heute vom ZDF mit einer „Kultnacht“ gefeiert wird, erinnert sich Ilja Richter nicht ohne Bitterkeit in der „Süddeutschen“ an seinen frühen und (sein wir ehrlich: einzigen derartig) großen TV-Erfolg, den er ab 18 gut zehn Jahre lang gestalten konnte, nachdem er schon zuvor in Serien gespielt hatte.
Besonders spannend finde ich seine Schilderung einer unappetitlichen Episode im Zusammenhang mit der „Versteckten Kamera“, die im ZDF zu dieser Zeit Thomas Ohrner betreute.
Der Grundton der Enttäuschung durch seinen alten Haussender, der das ganze Gespräch mit Ilja Richter durchweht, setzte ein Gedankenspiel bei mir in Bewegung. Gewissermaßen sind beiden einstigen Jungstars Ilja und Tommi zwei Seiten derselben Medaille.
Auch Tommi Ohrner war vom ZDF frühzeitig entdeckt worden. Bei ihm waren Wirkung und Talent biographisch anders verteilt. Als „Timm Thaler“ – mit 13 – war er nicht nur zum Verlieben, er war wirklich begabt. Selbst im Psycho-Gefecht mit den hinreißenden Horror-Chargen Horst Frank (als Herr Satan persönlich) und Richard Lauffen spielte Tommi mitreißend und natürlich. Er war sogar noch besser als zuvor in „Das Haus der Krokodile“.
Anders als bei Ilja Richter hat sich das Fernsehen Ohrners und seiner Karriere so nachhaltig angenommen, dass ich bei seinem Auftauchen auf dem Bildschirm immer an das Wort „Rentenkasse“ denken musste. Zunächst wurde Ohrner in Jugendserien wie „Merlin“ oder „Manni, der Libero“ weiterbeschäftigt. Noch immer blutjung, faszinierte er jedoch nicht länger. Er mutierte zu einem netten Kerlchen, das den Vorzug hatte, noch immer vage an Timm Thaler zu erinnern. Eisern blieb er auf dem Schirm. Im Rückblick scheint es mir, als sei er jahrzehntelang durchgehend in wechselnden Moderations-ABM-Maßnahmen aufgegangen. Keine davon ließ seine besondere Neigung erkennen, obwohl die Formate so kreuzbrav angelegt waren, dass selbst Guido Cantz darin wie ein Nestbeschmutzer gewirkt hätte.
In diesem Umfeld muss Ilja Richter der Verrat durch seinen alten Arbeitgeber besonders geschmerzt haben.
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