Janosch oder Ian Fleming?

betr.: Janoschs 90. Geburtstag (morgen) und der 43. Geburtstag seines Klassikers „Oh, wie schön ist Panama“ (am 15. März)

Janosch erlebt seinen heutigen Jubeltag fast auf den Tag genau 43 Jahre nach dem Erscheinen seines ganz großen Durchbruch-Titels „Oh, wie schön ist Panama“. (1979 gab’s dafür den Deutschen Jugendbuchpreis.) Seither ist er nie weg gewesen, war stets ein Markenname, die längste Zeit außerdem eine Legende. Das ist ihm nicht zu nehmen, so sehr er es auch fast ebensolange beklagt, bei der Vergabe seiner Rechte übers Ohr gehauen worden zu sein und für die falschen Dinge geliebt zu werden (nämlich für die „Scheiß-Tigerente“, wie er selbst sie nennt).

Als einer der ersten Leser von „Oh, wie schön ist Panama“ muss ich zugeben, dass ich Janosch und seine Arbeit zwar schätze, dass meine Liebe und Bewunderung jedoch anderen gehört, die mich in Kindertagen entzückten und seither immer wieder entzücken.
Wenn er nicht für Erwachsene schreibt, schreibt und zeichnet Janosch „für die Kleinen“ (womit ich ihm tiefere Untertöne und Subtexte nicht absprechen will). Mir hat es immer imponiert, wenn die Kreativen des Kinderfunks und der Jugendliteratur mir und der übrigen Zielgruppe zugezwinkert haben, so als wollten sie sagen: „Okay, Kids! Wir alle wissen, dass ihr noch grün hinter den Ohren seid, aber Schwamm drüber. Ich rede jetzt mal mit euch, als wären wir uns schon im Sandkasten begegnet!“ Da ich solche Künstler an dieser Stelle unentwegt hochleben lasse, will ich heute ein anderes Beispiel bemühen.

Erst vor wenigen Jahren fiel mir dieser Text eines berühmten Autors leichter Ware für Erwachsene in die Hände, den ich (fast) noch nie gelesen habe und hauptsächlich aus dem Kino kenne: Ian Fleming. Bekanntlich hat er mit „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ auch ein Kinderbuch geschrieben. Die folgende Passage daraus ist so elegant, universal und musikalisch, dass ich gar nicht erkennen könnte, an welche Altersgruppe sie sich eigentlich wendet, würde ich es nicht schon auf dem Buchumschlag gesehen haben:

Die meisten Automobile bestehen aus Stahl, Draht,
Gummi und Kunststoff, aus Elektrizität, Öl, Benzin,
Wasser und aus dem Schokoladenpapier, das man am
vorigen Sonntag unter die Rücksitzlehnen gestopft hat.
Hinten kommt Gestank heraus und vorn Hupengequäk.
Und vorn haben sie helle Scheinwerferaugen und
hinten rote Lichter. Und damit fertig: nichts anderes
als Blechbüchsen auf Rädern.
Aber manche Autos – meines zum Beispiel und
vielleicht auch eures – sind anders. Wenn man sie
wirklich gernhat und sie versteht und wenn man sie
gut behandelt und weder den Lack zerkratzt noch die
Türen zuschlägt, wenn man ihnen rechtzeitig zu
trinken gibt und die Reifen aufpumpt, wenn man sie
schön wäscht und sie möglichst nicht in Regen und
Schnee stehenlässt, dann können sie fast ein
lebendiges Wesen werden. Ja sogar Zauberwesen.

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