Die wiedergefundene Textstelle: „Der Kongress“

betr.: 55. Geburtstag von Robin Wright

In der futuristischen Filmsatire „Der Kongress“ wird der Schauspielerin Robin Wright angeboten, sich ganzkörperscannen zu lassen, damit man künftig ohne die Mitwirkung ihrer selbst – einer natürlich alternden Person – Robin-Wright-Filme drehen könne. Der Haken: sie selbst darf sich von nun an nicht mehr blicken lassen.
Diese Offerte ist ein wenig skurril, denn inzwischen ist die Schauspielerin so intensiv geliftet, dass es genügen würde, einen Gipsabdruck von ihr zu machen. Doch der Plot ist fesselnd, und manche(r) über 30 schluckt erst einmal. Wer weiter zusieht, landet nach einem Zeitsprung in einen Zeichentrickfilm, der der Erzählung „Der futurologische Kongress“ von Stanislaw Lem nachempfunden ist.

Dies ist der Monolog mit dem der dämonische Studioboss die Schauspielerin einzuwickeln versucht – was ihm schließlich gelingt. Er stammt aus einem Drehbuch von Ari Folman.

Ja, das weiß ich noch. Ich weiß noch, wie das war, als du das erste Mal ins Studio kamst. Ich war ein junger Zahlenfuzzi am Ende des Ganges. Alle haben gesagt: „Ah, da komm Sie! Sie ist wunderschön! Sie ist sexy! Sie hat was auf ’m Kasten, Power, ist vornehm, bescheiden und wild, fantasievoll … Hä hä hä!“ Ja, und sie ist eine von uns, verdammt, sie ist aus Texas! Sie ist nicht – sagen wir – so ’ne Schauspielerin irgendwo aus Australien, die auf ’ner abgelegenen Farm aufgewachsen ist und tagelang laufen musste, um zum nächsten Kino zu kommen, wo der Projektor mit Bunkerdiesel* angetrieben wird.
Und ich weiß noch genau, wie ich da draußen im Gang stand, du kommst rein, ich seh‘ dich, und du warst so wunderschön! Du warst „Die Braut des Prinzen“. Buttercup. Ich stellte mir vor, Grace Kellys Gesicht gegen deins auszutauschen. Auf dem „Fenster zum Hof“-Plakat. Und das war eine gute Idee.
Du warst die Zukunft! Du warst das Versprechen! Die Antwort! Du warst das ganze Paket!
Und jetzt bin ich in dieser Situation.
Ich bin in der Situation, dir den letzten Vertrag anzubieten, den du je haben wirst.
Die Dinge ändern sich schnell. Diese ganze Struktur, die wir so sehr lieben, die wird schon sehr bald verschwunden sein. Ich spreche nicht von diesem Filmstudio, ich meine die Struktur um die Schauspieler herum: die Agenten, die Manager, das ganze Brimborium. Die Wohnwagen, die Drogen, das Koks, die Depressionen, die vielen Trennungen, die Lover, all die Sexkönige, die gebrochenen Verträge, geschmacklose Drehbücher, der Blues nach Ende der Dreharbeiten, Absagen von PR-Terminen, das Betteln um Vergebung. All das wird vielleicht verschwunden sein. Bald.
Du weißt, was ich meine?
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* Rohöl

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