Nur, wo was zu vergeben ist

Vom Dilemma der Preisverleihung

Preisverleihungen haben ein grundsätzliches Problem: da sie regelmäßig stattfinden, müssen die Trophäen auch ebensooft vergeben werden. Andererseits wird niemand ernsthaft bestreiten, dass alles, was produziert wird, zu weit über 90% Schrott ist. Wer beispielsweise jährlich Film- und TV-Preise vergibt – und das auch noch in mehreren, immer zahlreicher werdenden Disziplinen -, der wird über kurz oder lang auch Mist auszeichnen müssen, um die Erwartungen des Preisverleihungs-Publikums, der Branche, zu erfüllen.
Doch das wird niemand zugeben: das Lob liegt ja bereits im Wesen solcher Veranstaltungen. Weiterhin gilt: Lobgehudelt ist auch gehudelt.
Nur hin und wieder bricht die Wirklichkeit für alle sichtbar in diese Routine hinein. Etwa wenn Marcel Reich-Ranicki ausruft: „Ich nehme diesen Preis nicht an!“ (und ausnahmsweise wirklich die ganze Nation über die betreffende Gala redet) oder wenn der Deutsche Fernsehpreis abgeschafft wird, ohne dass es jemand merkt.

Was wäre die Alternative? Ein Preis, der nur vergeben wird, wenn er sich tatsächlich verdient wurde. Es müsste sich um eine Würdigung handeln, die von vorneherein nicht jährlich ausgelobt wird, sondern nur von Fall zu Fall. Oder eine Oscarverleihung, bei der die Laudatorin sagt: „Einen Preis für das beste Drehbuch können wir in diesem Jahr nicht vergeben. Unter den Nominierten haben wir keinen Film gefunden, der den Eindruck macht, das überhaupt ein Drehbuch existiert hat.“

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