Gestern ging mein Comedy-Seminar in der Münchner Schauspielschule Zerboni zuende. Wie sich das gehört, war diese Erfahrung für mich selbst ebenso lehrreich wie für das Auditorium. So stellte ich z.B. fest, dass das alte Gerücht, die Deutschen hätten keinen Humor dem zweiten Jahrgang noch etwas sagte, dem ersten nicht mehr – möglicherweise verläuft hier eine feine Bruchlinie zwischen den Generationen.
Natürlich war ich sehr gespannt, wie das junge Fachpublikum auf die vielen historischen Filmclips regieren würde. Als wir die Vorbilder von Loriot behandelten, präsentierte ich eine kleine Collage mit Szenen von Jacques Tati. In meiner Lieblingsszene aus „Trafic“ hat ein Pfarrer eine Autopanne. Ich kann bei dieser Szene auch nach all den Jahren und Wiederholungen das Lachen nicht zurückhalten. Doch sonst war es friedlich im Saal – wenn auch aus anderen Gründen als ich zunächst vermutete. Ich dachte, die Zuseher seien vielleicht nicht so vertraut mit den Ritualen der heiligen Messe, die Tati hier parodiert. Doch dann erfuhr ich, woran es wirklich lag. Im Hintergrund sehen wir die übrigen Teilnehmer der Karambolage herumlaufen, unter ihnen auch Tati in seinem Hulot-Trenchcoat. Da der Pfarrer im Vordergrund sich sehr andächtig bewegt, achteten alle nur auf das ihn umgebende, weniger komische Gewusel. (Das hätte ich mir eigentlich denken können. Tati arbeitet gern mit Wimmelbildern, bei denen jeder seinen eigenen Film sieht.)
Wenn auch durch die bayrischen Corona-Vorschriften zeitlich eingeschränkt, erlebten wir gestern zum Abschluss einen praktischen Tag, an dem die Zerbonis in kleinen Gruppen selbst komische Acts erarbeiteten, die nicht länger als 5 Minuten dauern sollten. Das Genre konnten sie sich aussuchen.*
Der erste Jahrgang machte ein sehr kabarettistisches Programm mit schulischen Inside-Jokes, und da alle zu dritt oder viert waren, lebte für kurze Zeit die alte Tradition des Ensemble-Kabaretts wieder auf. Im zweiten Jahrgang hatte die Beschäftigung mit Slapstick und Novelty den stärksten Eindruck hinterlassen. Sogar der Sahnetorten-Humor wurde gepflegt.
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* Siehe dazu https://blog.montyarnold.com/2021/07/21/18512/