„Museumsführung“

Hier kommt mal wieder ein alter Monolog aus einem der versunkenen Solo-Programme. „Vernissage“ hieß er damals im Programmablauf, was gar nicht korrekt ist, denn der Sprechende ich ein Museumsführer, der diese Sache schon tausendmal erzählt hat. „Bilder einer Ausstellung“ wäre theoretisch in Ordnung gegangen. Der Text stammt aus dem Herbst 1988, mein Saarbrücker Abschiedsprogramm mit dem Titel „All That Arnold“. Ich hatte sogar ein Jazz-Trio an meiner Seite!

… und hier, meine Damen und Herren, sehen Sie ein Spätwerk des kürzlich verstorbenen französischen Künstlers Guillaume Pélépain-Lacaze: „Bildnis einer sitzenden Gouvernante“. Bitte, beachten Sie die feine Pinselführung gerade in den kraftvollen Passagen der unteren Gesichtshälfte. Es ist berückend, welche Virtuosität der Meister gerade in der Kunst entwickelte, naturverbundene Urwüchsigkeit und lebendige Grazie auszustrahlen, ohne dabei auf innenpolitische Bezüge verzichten zu müssen. Er hatte bei diesem Frauenbildnis übrigens Gelegenheit, die Eindrücke zu sublimieren, die er bei seinem Besuch des Grand Canyon gesammelt hatte.

Bitte, lassen Sie uns nun einfach ein paar Sekunden schweigen, und saugen Sie mit mir die kraftspendende Frische in sich auf, die von diesem atemberaubenden Werk ausgeht: „Fridolins Frühlingstraum“ von Gustav-Adolf Heinzelmann. Es ist der verblüffende Beweis dafür, daß sich selbst kontrastreiche Situationen mit spärlichen Mitteln vollkommen befriedigend darstellen lassen. Unglaublich, aber wahr: Heinzelmann verwandte für dieses Ölgemälde nur eine einzige Farbe, die er weder vermischte noch verdünnte. Die Ausgeglichenheit dieser blauen Fläche sucht vergeblich ihresgleichen in der abendländischen Malerei. Seit Hardy Ollmolls Klassikern „Schwarzer Bär um Mitternacht in seiner Höhle“, „Blatt Papier im Schnee“ und „Struktur einer gekalkten Wand“ hat es dergleichen nicht mehr gegeben!

Dieses Werk des lothiringischen Grafikers und Bildhauers Balduin Fougasse könnte unter den schwammigen Oberbegriff der individuellen Mythologie fallen – nun, damit ist alles, aber auch nichts gesagt. Der Künstler will rationelle Dinge wie Spurensicherung und Entnehmung ebenso in seiner Darstellung wiederfindbar wissen wie Unterführung und Hingabe, sprich: seine mystische Intention! Leider konnten die Elemente seiner Skulptur „Construction déplorable“ nicht in der üblichen Weise postiert werden, da in der Galerie „Avez-vouz-vu?“ in St.Avold der dreifache Platz zur Verfügung stand. Sie finden die zweite Hälfte des Werkes im Westflügel.

Lassen Sie mich schließen mit diesem Gemälde des saarländischen Exil-Friesen Konstantin Garibaldi, dem wir „Annas Schrecksekunde“ verdanken, eine altertümliche Darstellung, der spürbar liebevolle Recherchen vorausgegangen sind. Ich möchte Ihrer Fantasie auf keinen Fall eine deutende oder wertende Kommentierung in den Weg stellen. Erfreuen wir uns doch einfach gemeinsam an den bekannten Gesichtern unter den Besuchern des hier dargestellten bretonischen Wirtshauses, als da wären: Wolfgang Amadeus Mozart – unterm Tisch vorne links, Peggy Bundy – hinter der Topfpalme, und Otto Graf Lambsdorff – zur Tür hinausgeworfen werdend, da die Zeche nicht bezahlt habend. Garibladis Arbeit will verweisen auf den Nonsens als Bindeglied zwischen Traum und Wirklichkeit und ist leider nicht flugtüchtig, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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