So ungeliebt und wie unentbehrlich – Der Beruf des Medienautors (1)

Der Beruf des Autors ist so beglückend wie ernüchternd, so erfüllend wie undankbar. Wer nicht zu den prominenten Vertretern gehört – das sind in der Regel Schriftsteller, mitunter Dramatiker -, wer also als schreibender Zulieferer eines größeren Zusammenhangs tätig ist, der wird von außen übersehen und intern verachtet. Ich spreche vom Berufsbild des Medienautors, des Verfassers von Drehbüchern, Hörspielen, Szenarios, Dialogbüchern, Manuskripten und Bearbeitungen aller Art.

Seine Missachtung durch die Außenwelt ist nicht weiter verwunderlich. Wer einen Film anschaut, der sieht nur die Schauspieler und nimmt sie auch als Urheber ihrer Aussagen wahr (wie wir es aus dem täglichen Leben gewohnt sind). Ist der Text gut, ist auch die Illusion perfekt, die handelnde Person spräche selbst. Mit Sängern ist es ebenso (unabhängig davon, ob sie das Lied tatsächlich selbst geschrieben haben), sogar Opernfreunde klingen mitunter, als bewunderten sie die Callas für die Qualität der Komposition. Obwohl wir uns natürlich alle über diese Selbsttäuschung im Klaren sind und sie als Teil des angestrebten Effektes erkannt haben, gehen wir ihr auf den Leim. Die meisten von uns wissen, dass Jan Böhmermann die Monologe für seine Show von einem fleißigen Autorenteam bezieht, aber niemand denkt: toll, was die ihm da wieder aufgeschrieben haben …

Die Gründe für die Geringschätzung des Gebrauchs-Autors innerhalb des Medienbetriebs beruhen zuallererst auf dieser privaten Wahrnehmung, die ja jeder an seinen Arbeitsplatz mitbringt. Sie gehen aber noch tiefer. Selbst erfahrene Redakteure und Produzenten neigen häufig zu der uneingestandenen Fehleinschätzung, „das“ ja zur Not auch selbst erledigen zu können. Sie gehen von der Voraussetzung aus, dass Inhalte allgegenwärtig sind und ihre Ausformulierung nur eine Formalität, die sich rasch in ein paar handwerkliche Regeln gießen lässt. Allenfalls wenn mal ein Drehbuchautoren-Streik in Hollywood Verzögerungen in der weltweiten Serienversorgung verursacht, beginnen manche, etwas zu ahnen.

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