Endstation Endstation Sehnsucht

betr.: 70. Jahrestag der Uraufführung des Films „A Streetcar Named Desire“ (gestern)/ 23. Jahrestag der Uraufführung der Oper „A Streetcar Named Desire“ (gestern)

Ich begann „A Streetcar Named Desire“ unter dem Titel „Blanche’s Chair In The Moonlight“. Eigentlich hatte ich mir eine junge Frau vorgestellt, die auf einen Liebhaber wartet – der nicht kommt. Sie sitzt auf einem Stuhl im Mondlicht und wartet auf ihn. Das war mein erster Gedanke. Weshalb hab ich das geschrieben? Bei dem Leben, das ich führte, wollte ich mir ein anderes schaffen. Eine Traumwelt mit erfundenen Personen, weil ich mit meinem Leben nicht zufrieden war. Wenn man die überwältigende Erfahrung des Lebens gemacht hat – Augenblick für Augenblick – und plötzlich hört es auf, und man gerät in Vergessenheit, dann ist das tragisch. Wir müssen mit dieser Tragik leben, sie ist immer da. — Tennessee Williams

Das ganze begann vor zwei Jahren, als ich einen Anruf von einem anderen, europäischen Opernhaus erhielt. Man fragte mich, ob ich eine Oper komponieren wollte. Ich antwortete wahrheitsgemäß, das sei mir noch nie in den Sinn gekommen, ob man mir den Stoff schicken würde, aus dem das Libretto entwickelt werden sollte. Ich las die Geschichte aufmerksam, weil ich mich geschmeichelt fühlte. Dann rief ich zurück und brachte ganz unmusikalische und sicher auch unkünstlerische Einwände vor. Hören Sie, sagte ich, der Stoff liegt mir nicht. Ich kann keine Oper komponieren, in der alle in einer Toga herumlaufen. Ich kann mich nicht für diese Leute mit Sandalen erwärmen und den Auftrag leider nicht annehmen. – Sie haben mich sicher für einen schrecklichen Spießer gehalten, und ich habe das Ganze dann völlig vergessen.
Eines Tages rief mich Lotfi Mansouri an, der Intendant der Oper von San Francisco, und fragte, könnten Sie sich vorstellen eine Oper für uns zu komponieren? Ich zögerte und fragte nach dem Stoff. Er sagte: „Endstation Sehnsucht“. Ich darauf: ich mache es Ihnen leicht. Sie brauchen mich nicht zu überreden.
Warum sollte ausgerechnet ich eines der bedeutendsten Theaterstücke des 20. Jahrhunderts in eine Oper verwandeln dürfen? Eine beängstigende Vorstellung. Ich bin ein Leben lang mehr oder weniger ein Spieler gewesen, auch in künstlerischen Dingen. Manches hat geklappt und anderes nicht. Aber ich bereue nichts. Komponieren macht mir Spaß, und ich schreibe immer irgendetwas. Ich mache mir keine falschen Vorstellungen und denke nie daran, ob Stücke auch noch Jahre später gespielt werden. Sie sollen am nächsten Mittwoch zur Aufführung kommen. Ich setze mir immer eine Frist. Als ich das Lotfi gegenüber erwähnte, sagte er, das sei nicht nötig. Ich darauf: doch, doch, das müssen Sie machen! Setzen Sie mich unter Druck! Ich kann gut mit Terminen umgehen, weil man dann einfach fertigwerden muss. Das wichtigste bei einer Filmmusik war der Ablieferungstermin. Ob einem etwas einfiel oder nicht. Ich bemühe mich, nicht schlechter zu sein als damals. — André Previn

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