„Doc Savage – Die Festung der Einsamkeit“ (1)

Eine phantastische Erzählung von Kenneth Robeson

Siehe dazu die Einführung am 6. Oktober

1. Kapitel
Die seltsame blaue Kuppel

Leider hatte Doc Savage nie etwas von John Sunlight gehört. Dabei hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, Leute wie John Sunlight im Auge zu behalten. Als Doc Savage von der Existenz John Sunlights erfuhr, war es fast schon zu spät. Überdies war es ein Unglück, dass John Sunlight vom Schicksal dafür bestimmt war, die große Blaue Kuppel zu entdecken.

Es schien John Sunlights Lebenszweck zu sein, seine Mitmenschen in Schrecken zu versetzen. Es gab sogar Regierungen, die ihn fürchteten; eine dieser Regierungen war die der Sowjetunion. John Sunlight war als Kind amerikanischer Eltern in der Sowjetunion geboren worden und im Besitz der sowjetischen Staatsbürgerschaft.
Serge Manow wollte John Sunlight einem Exekutionskommando überstellen. Manow war ein russischer Beamter, dem es gelungen war, John Sunlight zu verhaften und vor Gericht zu bringen. Sunlight nahm sich vor, Manow diese Niedertracht eines Tages zu vergelten. Aber das Gericht ließ sich von Serge Manow nicht beeinflussen. Es kam zu der Überzeugung, dass John Sunlight einen Sowjetoffizier unter Druck gesetzt hatte, um selbst Einfluss zu gewinnen, erklärte diese Handlungsweise mit übertriebenem Ehrgeiz und rang sich zu einem milden Urteil durch. Serge Manow glaubte zu wissen, dass Sunlights Motive keineswegs in übertriebenem Ehrgeiz zu suchen waren, aber er blieb mit seiner Ansicht allein.

John Sunlight sah nicht wie ein Verbrecher aus, er wirkte auch nicht besonders ehrgeizig. Mit seinem langen schwarzen Haar, der ungewöhnlich hohen Stirn und den funkelnden Augen in einem eingefallenen Gesicht hätte er ein Dichter sein können. Das Gericht bezweifelte Serge Manows Aussage, dass Sunlights schlanke Finger so kräftig waren, dass er mit ihnen mühelos einen Menschen hätte erdrosseln können und dass er von dieser Kraft unbedenklich Gebrauch machte.

John Sunlight wurde in ein Straflager nach Sibirien verbracht. Zu dieser Zeit wusste er über die Blaue Kuppel soviel wie Doc Savage über John Sunlight.
Das Straflager befand sich an der Küste des nördlichen Eismeers; südlich davon gab es nur undurchdringliche Tundra. Einmal im Jahr bahnte sich ein Eisbrecher einen Weg zum Lager, um Verpflegung und weitere Häftlinge abzuliefern, ansonsten war das Lager von der Außenwelt abgeschnitten.
Noch nie war einem Häftling die Flucht gelungen.
Im August gelangte John Sunlight mit dem Eisbrecher ins Lager. Der Eisbrecher kehrte um, und ein Jahr später war er wieder da. Diesmal kehrte er nicht zurück.
Es dauerte zwei Monate, bis die zuständigen Behörden unruhig wurden und Flugzeuge ausschickten. Die Piloten fanden einige Aschehaufen an der Stelle, wo einmal das Lager gewesen war; die Häftlinge, die Wachmannschaft, der Eisbrecher und die Besatzung waren spurlos verschwunden.

Sieben Monate später trat John Sunlight auf die Brücke des Eisbrechers, und die sechsundvierzig Personen an Bord wurden grau vor Angst. Sunlight genoss den Anblick; er genoss die Wirkung, die er auf andere Menschen ausübte. Der Anblick entschädigte ihn ein wenig für das Jahr, das er im Lager verbracht hatte.
Außer der Wachmannschaft war bisher niemand getötet worden. Die sechsundvierzig Personen waren Häftlinge und Schiffsbesatzung. Der Eisbrecher hatte vier Monate im Packeis festgesessen.

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2 Antworten zu „Doc Savage – Die Festung der Einsamkeit“ (1)

  1. Georges sagt:

    Sechzehn mal ‘John Sunlight’ in neun Absätzen…

    Ich versuche jetzt schon seit einigen Jahren, die Faszination von Doc Savage wieder zu erwecken, die ich für eine kurze Zeit in meiner Jugend empfunden habe (so Mitte der 70er Jahre). Aber je mehr Doc Savage ich jetzt lese, umso mehr scheint mir, die größte Faszination ging von den Titelbildern, den reißerischen Titeln selbst und dem kurzen Umschlagtext aus.

    Einige Romane – Neuerscheinungen und offenbar nun neu aufgelegte Originale – gibt es jetzt als e-book Versionen für Reader. Der Charme, den diese auf mich als Heranwachsenden ausgeübt haben, scheint aber, ähnlich wie bei Perry Rhodan, Trigan oder Buck Danny, an eine jugendliche Fantasie und Vorstellungsgabe gebunden. Ich kann diese Serien noch lesen, aber sie entzünden kein Feuer mehr in meiner Wahrnehmung.

    • montyarnold sagt:

      Lieber Georges – ich weiß, was du meinst. Aber ein wenig in diesen Sachen herumzuschmökern – eher in „Doc Savage“ als in den anderen genannten Beispielen – fügt dem heutigen medialen Programmumfeld eine aparte Stimmung hinzu.

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