Der Autor eines kürzlich erschienenen Artikels macht sich Gedanken über das Spiel „Wer bin ich?“, in dem man Prominente durch Nachfragen erraten muss. Sehr schnell kommt dann die Frage auf, wer eigentlich als zweit-, dritt- oder wahrlich prominent anzusehen ist. Die Frage, wen man gefälligst kennen sollte und ob ein Rätsel-Name nur ausgewählt wurde, um die Mitspielenden auf die Grenzen ihrer Bildung hinzuweisen.
Ich habe, wie mir beim Lesen des Textes klarwurde, irgendwann aufgehört, mich an diesem Spiel beteiligen zu wollen. Nicht etwa, weil ich den aufgeworfenen Fragen ausweichen wollte – ich habe sehr klare Vorstellungen davon, wen ich für Prominent halte und bin gerne bereit, sie zu erläutern. Problematischer ist, auf Menschen zu treffen, die diese Unterhaltung mit der gleichen Ernsthaftigkeit führen möchten. Auch unter meinen Freunden und Bekannten – also unter den potenziellen Mit- und Gegenspielern einer Runde „Wer bin ich?“ – traf ich selten auf Gleichgesinnte. Kaum hat man nämlich angefangen, darüber zu streiten, ob etwa Oliver Kahn oder Madonna relevante Figuren seien (natürlich sind sie das), driften die Meinungen darüber auseinander, ob es denn so wichtig sei, wie relevant sie seien (ich finde es sehr wichtig – jedenfalls, wenn man zusammen „Wer bin ich?“ spielt) und unter welchen Gesichtspunkten das der Fall ist.
Ich finde solche Unterscheidungen hilfreich und sie sind mir sogar dann noch wichtig, wenn das Spiel längst beendet ist.
Gerne bricht anlässlich der Frage „Bin ich eine Künstlerin?“ ein Streit darüber aus, was eigentlich Kunst ist? Ist eine Schlagersängerin eine „Künstlerin?“ – Natürlich! Ist ein Fußballer ein Künstler? Natürlich nicht, denn dafür hat der Sprachgebrauch die Rubrik „Sport“ vorgesehen. Damit wird nichts über den Wert des Berufs ausgesagt, denn Kunst wird in der Regel aus Gründen der Unterhaltung genossen. Und auch Sportübertragungen dienen der Unterhaltung – und nichts anderem. Wenn dagegen jemand das Argument vorbringt: „Aber ein guter Fußballer ist doch auch ein Ballkünstler!“ wird mir schlecht. Bei einem Satz der Sorte: „Ich bin Schuhverkäufer, und ich muss in meinem Job jeden Tag schauspielern. Eigentlich mache ich beruflich dasselbe wie Brad Pitt“, altere ich um 16 Monate. Und wenn jemand mich mit diesem Gesichtsausdruck anschaut, mit dem man nächtliche Marmeladenmopser am Kühlschrank stellt, und zu mir sagt: „Ein Politiker ist auch ein Sportler, denn es gibt ja so viele Flure und Treppen im Reichstag, da muss man ganz schön in Form sein“, will ich nur noch fort.
Freunde, lasst uns etwas anderes spielen!
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