„Dear World“ – eine Welt mit Wurm drin

betr.: 139. Geburtstag von Jean Giraudoux

„Die Irre von Chaillot“ von Jean Giraudoux ist ein Stück über Raubtierkapitalismus und Umweltzerstörung, das – obschon es innerhalb des Absurden Theaters einen gewissen Klassikerstatus genießt und uns heute viel zu sagen hat – meines Wissens lange nicht auf den Spielplänen aufgetaucht ist. 1968 unternahm der zuvor und danach sehr erfolgreiche Autor und Komponist Jerry Herman („Hello Dolly!“) einen Versuch, es auf die Musical-Bühne zu übertragen, der bei Kritik und Publikum durchfiel.

Das Cast-Recording lässt mich glauben, es könnte sich hier um einen dieser legendären Broadway-Flops handeln, die eine Rehabilitierung verdient hätten. Als mich also ein junger Kollege nach einem Repertoire-Vorschlag für eine Schulproduktion fragte, empfahl ich ihm „Dear World“, gab ihm die Noten der wichtigsten Songs und das Reclam-Heft des Theaterstücks. Es wäre ja zu schön gewesen, das Musical wenigstens auf diese Weise kennenzulernen.
Die Schulleitung wollte sich auf das Abenteuer nicht einlassen, obwohl es sich um eine Waldorfschule handelte, wo Kreativität ja immer besonders groß geschrieben wird. Immerhin: „Die Irre von Chaillot“ wurde gegeben, wenn auch ohne die Songs (ich habe sie im Geiste selbst eingesetzt).
Mein Eindruck hat sich verstärkt: es wäre wirklich zu schön, „Dear World“ auf der Bühne zu sehen. Heute vielleicht noch mehr als 1968.

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