Wie der wieder heißt

Rolli wurde wegen seines Familiennamens von den Mitschülern gehänselt. Zumindest war sein Name ein guter Aufhänger für ihre Schmähungen, selbst wenn diese tieferliegende Gründe gehabt haben sollten. Gründe, die dem schlichten Gemüt seiner Peiniger gar nicht im Einzelnen bewusst waren.
Rolli mochte seine Familie nicht einmal besonders, aber was die Despektierlichkeit seines Namens anging, hätte es schlimmer kommen können. Der war nicht solch eine Steilvorlage wie Schmutzke, Rotzing oder Kackers – die es auch an seiner Schule gab.
Und dann waren da noch diese Familiennamen, über die sich vermutlich ganz andere Kaliber lustig machten als die Trottel, die ihn auf der Kimme hatten. Rolli war sich sicher, dass er von dümmeren Kindern gehänselt wurde als jene, die Vielhaben, Hundertmark oder Pfennigwerth hießen. Er beneidete sie. Er malte sich manchmal aus, was sie wohl für Verballhornungen zu hören bekamen und was er darauf antworten würde. Zu dem Unsinn, den man ihm hinterherrief, fiel ihm beim besten Willen nichts ein, und so ließ er es still über sich ergehen.
Sein Gleichmut könnte den anderen den Spaß verdorben haben. Jedenfalls hörten sie in der zweiten Klasse plötzlich damit auf und akzeptierten ihn auch sonst.

Aus dem unveröffentlichten Jugendbuch „Ich will ja gar nicht mitspielen“

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