Alte Musik

Seit einigen Jahren sprechen deutsche Comedians immer häufiger über Politik – wie es die hippen amerikanischen Vorbilder ja seit jeher tun. Ich will nicht in die Gefahr geraten, etwas Positives über einheimische Comedy zu sagen, aber immerhin: ganz so flach und lähmend wie die Kohl-Parodien, die die Kabarettisten der 80er Jahre gemacht haben, sind die heutigen Einlassungen in der Regel nicht.
Ich bin gespannt, ob sich hier eine Tendenz aufmacht, oder ob es sich um eine Phase bzw. eine Nische handelt.

Inzwischen sammle und studiere ich kleine Fundstücke wie diese: „Bei Stand-up-Comedy geht es um Beobachtung, den Blick, Assoziationen, dass man Dinge sieht“, erklärt uns Oliver Polak in einem aktuellen Interview. Dann spricht er über etwas, was in den 80ern „Realsatire“ genannt wurde: „Manchmal braucht man gar keine Punchline, weil die Realität ja schon die Punchline ist.“ Zum Beispiel, „Wenn ich dann eine Schlagzeile wie vor ein paar Tagen sehe, dass zwei deutsche Polizisten Liegestütze an den Stehlen am Holocaustmahnmal machen.“
Meine Erwägung, hier würde sich ein Publikumsliebling zu seinen Vorfahren aus der Bonner Republik herunterbeugen, treibt er mir aber wenig später wieder aus: es ginge ja gar nicht darum, jemanden „fertigzumachen. Das wollen Leute manchmal auf Twitter oder deutsche Kabarettisten, wo man sich fragt: ging das hier noch um eine Punchline?“
Ich stelle fest: wenn sich hier an etwas angenähert wird, dann allenfalls unbewusst!

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