Die schönsten Filme, die ich kenne (107): „Charlie Chan am Broadway“

Die Sängerin Billie Bronson war im Ausland untergetaucht, wo sie allerlei Details über New Yorker Korruption und Mafia-Umtriebe in ihrem Tagebuch festgehalten hat. Nun kehrt sie zurück, um auszupacken. Sofort werden Lokalpolitik und Unterwelt nervös. Der chinesische Meisterdetektiv Charlie Chan und Lee, sein „Sohn Nr. 1“, sind auf der Heimfahrt nach Honolulu und erreichen New York mit demselben Dampfer. An Bord wurden sie bereits Zeuge, wie ein Gangster versuchte, an Billies Tagebuch zu kommen.
Während Papa Chan mit einem Bankett geehrt wird, ermittelt Lee auf eigene Faust und gerät in Verdacht, in die Affäre verwickelt zu sein. Inspektor Nelson tut sich mit seinem berühmten Gast Charlie Chan zusammen. Auch zwei Reporter sind hinter dem Tagebuch her …

Der seit 1925 ermittelnde Romandetektiv Charlie Chan wurde in den frühen 30er Jahren – der Zeit der Großen Depression, in denen die Menschen Heiterkeit zu schätzen wussten – zum Kinohelden. Bis 1949 produzierte die 20th Century Fox 43 Episoden, die mit ihrer Länge von etwas über einer Stunde klassische B-Pictures waren. So sehr man den in sich abgeschlossenen Abenteuern ihren Serien-Charakter anmerkt, so sehr sind sie auch solide Unterhaltung aus einem Major-Filmstudio. Ganz der geheimnisvolle Chinese (einer von den Guten) kommentiert Charlie Chan alle Erlebnisse mit skurrilen Weisheiten und „fernöstlichen“ Aphorismen und fängt dabei zuverlässig die Verbrecher, die seine Reisen durch alle Welt mit Leichen pflastern. Chan ist von ausgesuchter Freundlichkeit. Nur seine drei Söhne, die ihn nacheinander begleiten, erleben ihn auch als strengen Erziehungsberechtigten.

Die Folge „Charlie Chan am Broadway“ (1937) wirkt mit ihrem Nachtclub-Glamour und den hinreißenden Band-Einlagen heute längst nicht mehr so schmucklos wie einst, und das Ensemble ist derart gut aufgelegt, dass der Reihenkrimi im Archiv zum großen Vergnügen herangereift ist. Trotz des Schauplatzes haben wir es hier nicht mit einer Geschichte aus dem Theater- oder Musical-Milieu zu tun (in die Oper geht Charlie Chan in einer anderen Episode), sondern treffen eher auf hemdsärmelige Charaktere, wie sie Damon Runyon geschaffen haben würde: Gangster, Polizisten und Zeitungsleute, die sich mit herrlichen Dialogen auf Trab halten.

Viele kennen Charlie Chan nur aus der Komödie „Eine Leiche zum Dessert“ in Gestalt einer fiesen Parodie von Peter Sellers. In der Chan-Reihe bei der Fox spielte der Schwede Warner Oland den Detektiv, der bald nach „Charlie Chan am Broadway“ überraschend starb und durch Sidney Toler ersetzt wurde. Peter Ustinov wählte die Rolle später in der Hoffnung, mit ihr einen ähnlichen Erfolg zu landen wie mit seinen Poirot-Filmen, doch es blieb bei einem Einsatz.

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