Die wiedergefundene Textstelle: „Planet der Affen“ / Prolog

betr.: 97. Geburtstag von Rod Serling

Der Eröffnungsmonolog des Astronauten Taylor aus „Planet der Affen“ (1968) ist ein Funkspruch zur Erde. Er klingt inoffiziell und ein wenig flapsig, mehr wie ein Podcast, denn Taylor kann nicht sicher sein, ob sich überhaupt noch jemand für seine Botschaft interessieren wird. Das Drehbuch, dem der Text entstammt, schrieb Rod Serling nach einer Sozialsatire von Pierre Boulle, die als Science-Fiction-Abenteuer daherkommt.
In die untenstehende Fassung ist die Bearbeitung von Doug Moench mit eingeflossen, der „Planet der Affen“ als Comic adaptiert hat.

Dies ist mein letzter Funkspruch vor dem Ziel. Wir fliegen jetzt mit Automatik, hundertfünf Lichtjahre von unserer Basis entfernt, und verlassen uns jetzt auf die Computer. Meine Mannschaft befindet sich bereits im Tiefschlaf. Ich selbst werde mir auch gleich eine entsprechende Spritze geben. In weniger als einer Stunde hoffen wir unseren so lange vorbereiteten Flug hinter uns zu haben. Sieben lange Monate rasen wir seit unserem Start von Cape Kennedy jetzt schon durch den Weltraum – jedenfalls nach unserer Zeitrechnung hier an Bord.
Nach Dr. Hassleins Theorie über den Zeitablauf in einem Raumschiff, das sich annähernd mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, ist die Erde in der gleichen Zeitspanne ungefähr 700 Jahre älter geworden. Tja … wenn das so ist, modern die Menschen, die uns auf diese Reise geschickt haben, längst in vergessenen Gräbern, während wir kaum gealtert sind. Und sollte überhaupt jemand diese Botschaft empfangen, ist er von anderem Schlage. Hoffentlich von einem klügeren.

Ich weine dem 20. Jahrhundert keine Träne nach. Wenn ich aus dem Fenster sehe, dann beginne ich zu glauben, dass Raum und Zeit endlos sind.  Und dadurch werde ich unsicher, denn ich fürchte die Einsamkeit. Das Selbstgefühl des Menschen wird weggefegt, bis er sich wie ein herumirrendes Sonnenstäubchen im Auge der Ewigkeit fühlt. Und er fragt sich: erwartet uns etwas am Ende der ersten Reise des Menschen zu einem Stern? Und wenn ja, was wird es sein?
Ich glaube, es war Marshall, der sagte: „Der moderne Mensch ist das fehlende Bindeglied zwischen dem Affen und dem Menschen.“

Diese eine rauch‘ ich noch.

Dürfen wir so überheblich sein, angesichts dieser Abermillionen Sterne und unzähligen Galaxien zu glauben, dass nur ein Planet – dieser Punkt solaren Staubes, Erde genannt – mit menschlichen Leben gesegnet oder gestraft ist. Oder überhaupt mit Leben – also mit Wasser, das weder verdampft noch gefriert.

Das ist in etwa alles, glaube ich. Außer, dass ich mich fragen muss, ob der Mensch – dieses herrliche Paradoxon des Universums, das mich ins Unbekannte sandte – immer noch Krieg gegen seinen Bruder führt … und die Kinder seines Nachbarn verhungern lässt.

Nun denn, Erdenmenschen, schöne Grüße von eurem Missing Link!

Hm … das war nicht schlecht. Die Aufzeichnung meiner Fünf-Minuten-Sendung dauerte nur schlappe zwei Jahre. Ob die Beatles wohl wieder zusammengefunden haben? „It’s been a hard day’s night“, das steht mal fest!

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