betr.: Sprechen am Mikrofon / Lesen vom Blatt
Der folgende kurze, in sich abgeschlossene Auszug aus dem ersten Kapitel des „Miss Marple“-Krimis „Mord im Spiegel“ von Agatha Christie enthält eine Textpassage, an der sich die Wichtigkeit von Schauplatz und sozialer Situation für den richtigen Vortragsgestus veranschaulichen lässt.
Bei einem Ausflug in die Neubausiedlung im Ort belauscht Miss Marple die Unterhaltung eines Pärchens. Der kleine Monolog, den sie der jungen Frau anschließend zuraunt, muss auf eine ganz bestimmte Art gestaltet werden, um überhaupt einen Sinn zu ergeben: eilfertig – also ohne Pausen (schließlich ist der Mann, vor dem gewarnt wird, fast in Hörweite), wohlüberlegt (Miss Marple hatte mehrere Minuten Zeit, sich die Worte zurechtzulegen), diskret und mit leicht schlechtem Gewissen, auf Punkt und Ende, denn eine Antwort ist nicht erwünscht und wird gar nicht abgewartet.
Damit kommen wir zu der Textgattung, mit der wir es hier zu tun haben: es ist – ungeachtet der guten Absicht, in der sie sich ereignet – Klatsch* (und Miss Marple ist sich der Delikatesse ihres Vorgehens durchaus bewusst). Im Erzähltext heißt es ganz treffend: „mit gedämpfter Stimme hastig“.