Die wiedergefundene Textstelle: Nero Burning Rome

betr.: 1978. Geburtstag von Kaiser Nero

Unser heutiges Bild von Kaiser Nero wurde erheblich von einem überlangen, aber unterhaltsamen Historienfilm geprägt, mit dem der multinationale und universalbegabte Peter Ustinov seinen Durchbruch als Filmschauspieler hatte: „Quo Vadis“ von 1951.
Ustinovs hochneurotisches Muttersöhnchen, das aus sicherer Entfernung die Feuersbrunst besingt, in die es selbst sein Volk gestürzt hat, schrieb Filmgeschichte und war noch lange Zeit ein gern zitiertes Kabinettstückchen. (In der deutschen Synchronfassung, das soll hier nicht verschwiegen werden, wurde er dabei von Alfred Balthoff unterstützt, einem Spezialisten für freundliche (zumeist etwas ältere) Herren – oder besonders ruchlose Irre, die sich nur freundlich anhörten.) Offensichtlich hat diese Darstellung auch zur einige Jahre später erfolgten Gestaltung der „Asterix“-Nebenfigur Troubadix beigetragen.

John Lee Mahin und Samuel Nathaniel Behrman verfaßten das Drehbuch nach der Romanvorlage von Henryk Sienkiewicz.

.        Nero: Petronius! Schau, was ich geschaffen habe!
Tigellinus! Mein Trauergewand!
Terpnos! Die Lyra!
Die Geschichte wird über mein Lied richten! Aber wird es dem Ereignis gerecht werden?
Ich fürchte, es wird ihm nicht gerecht werden!
.         Petronius: Ihr seid dieses Schauspiels würdig, und dieses Schauspiel ist Euer würdig!
.         Nero: Ja, du machst mir Mut, Petronius! Aber ich muß mit denen in Wettbewerb treten, die den Brand von Troja besangen. Mein Lied muß größer sein, denn Rom ist größer als Troja!
(Er beginnt, auf seiner Lyra zu improvisieren, ohne auf Harmonie zu achten.)
O schweiget, ihr Spähren! Steht still, eilende Sterne!
Öffnet weit euch, ihr Himmel über mir!
Denn nun seh‘ ich nah den Olympos, und ein Licht seines Gipfels erleuchtet mich!
Ich bin eins mit den Göttern, bin unsterblich!
Ich bin Nero, der Künstler, der mit Feuer die Träume seines Lebens zur Wirklichkeit weckt!
In die Flammen werf ich Vergang’nes, in die Flammen und Erde!
Nehmt dieses Rom! O Flammen, verzehrt es!
Flammen, verbrennt es wie im Feuerofen!
Brenn weiter, du altes Rom!
(Er beginnt zu schreien und läßt das Instrument sinken.)
Brenn weiter! Brenn weiter!!!

Nun bemerkt Nero, dass das Gelände seines Palastes von erregten Römern gestürmt wird, die nur mühsam von der Wache zurückgehalten werden.

.        Nero: Wer hat ihnen das erlaubt?
Tigellinus!
Die Nacht ist kühl. Wir wollen uns zurückziehen.
Ist es möglich, dass menschliche Wesen ein solches Geräusch verursachen können?

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