Hollywoods Launebär

betr.: 25. Todestag von Frank Capra

Der Henkel, an dem man den publikumswirksamsten amerikanischen Komödienregisseur des frühen Tonfilms heute noch gut zu fassen bekommt, sind drei seiner zahlreichen Filme. Da ist zum einen „Es geschah in einer Nacht“ (1934), mit dem Frank Capra das Genre der Screwball-Comedy offiziell einläutete, die durchgeknallte Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ (1944), die zu den Kultfilmen gerechnet wird, und „Ist das Leben nicht schön?“ (1947), der klassische amerikanische Weihnachtsfilm, der mittlerweile auch bei uns zuverlässig jedes Jahr zum Fest im Fernsehen läuft.

Capra war – wie sich das gehört – „Sohn armer Einwanderer“ (in diesem Falle aus Sizilien). Wie er zum Film kam, ist typisch sowohl für die Biographien der sich konstituierenden Traumfabrik als auch für die heutigen Erfolgsgeschichten des digitalen Zeitalters.
1922 las Capra das Inserat eines gewissen Walter Montague, der für die Gründung einer Produktionsgesellschaft Regisseure suchte, um berühmte Gedichte auf Zelluloid zu bannen. Capra stellte sich mit dem Hinweis vor, er komme aus Hollywood, was Montague sehr erfreute. (Das stimmte zwar, aber dass der Junge dort bisher allenfalls Orangen gepflückt hatte, sagte er nicht.) Die Anekdote, er sei daraufhin sofort für 75 Dollar engagiert worden, ist nicht ganz vollständig. Angeblich erklärte ihm Montague, ein alter Shakespeare-Schauspieler, wie er sich die Dreharbeiten vorstellte: es sollte intensiv geprobt und dann der ganze 15minütige Film jeweils in einer Einstellung gedreht werden. Frank Capra wandte ein, dass eine Filmkamera nur vier Minuten laufen könne. Danach müsse ein neuer Film eingelegt werden. Das war absolut alles, was er zu diesem Zeitpunkt überhaupt vom Filmemachen wusste, aber es imponierte Monatgue so sehr, dass er den Job bekam.

Ich habe Frank Capras dicke Autobiographie als eine der ersten gelesen und war beeindruckt von ihrer positiven Energie, der Spannung, die Capra immer wieder hinsichtlich der Erfolgsaussichten seiner Filme aufbaut, obwohl man doch weiß, dass sie fast alle Hits gewesen sind. Ich freute mich über die mehrere Seiten lange Beweisführung der These, dass Mitte zwanzig das produktivste Lebensalter sei, und auch über die Geschichte Hollywoods lernte ich einiges. Nur ganz zum Schluß rutscht der Meister kurz in eine krude Passage voll konservativem Nihilismus ab, die sich liest, als sei sie von jemand anderem geschrieben worden.
Frank Capra zog sich mit dem Erreichen des Pensionsalters vom Film zurück und auf eine Farm, wo er sein Leben genoss, so sein Sohn Tom, „bis zum letzten Atemzug.“ Wie ging es ihm zuletzt? „Er war nicht krank – aber er war 94.“

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