Die Seriale 2018 – 4th DigitalSeriesFestival Giessen

betr.: 1. Festivaltag

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Im letzten Jahr – die Seriale war soeben zum internationalen Festival geworden – hatte es tatsächlich den Anschein, die deutsche Indie-Serienproduktion sei rückläufig. Es gab nicht nur erheblich weniger deutschsprachige Bewerbungen, es kam auch zum ersten Generationswechsel des neuen Genres (wenn diese Metapher gestattet ist): einige der einheimischen Künstler haben die Resonanz auf ihre unabhängige Serienarbeit bereits genutzt und sich in die budgetierte Medienarbeit verabschiedet. Ein Beitrag des aktuellen Programms wiederum ist bereits vom linearen Fernsehen und von Netflix eingekauft worden und nur insofern eine Indieserie, als er unter diesen Bedingungen konzipiert und hergestellt wurde.
Aber der Schein trog: die deutschen Serienmacher sind in der 4. Ausgabe wieder machtvoll vertreten, und unter den internationalen Gästen befinden sich einige bekannte Gesichter und Formate.

Die Seriale ist ein junges Festival, und noch immer ist vieles in Bewegung – was sich schon am stetig sich wandelnden Untertitel ablesen lässt. Und es wird expandiert. Obwohl der Spaß in diesem Jahr  drei Tage dauert, gibt es Überlappungen der Screenings mit dem Beiprogramm, das dem Networking und der Fortbildung gewidmet ist – ich bin gespannt auf das Echo darauf. Neu ist auch die Begrenzung der Laufzeit jedes Beitrags auf 20 Minuten; einige Kürzungen mussten vorgenommen werden. Seit dem Vorjahr ist nämlich nicht nur das Programm angewachsen, sondern auch die durchschnittliche Länge der Episoden.

Auch das, was wir auf der Leinwand zu sehen bekommen, hat sich gewandelt, parallel zur immer rascheren Entwicklung der technischen Möglichkeiten. Gab es in den ersten beiden Jahren noch viele Beiträge, die sich in einem alternativen Look, einer selbstironischen Schlampigkeit gefielen, sieht heute fast alles aus wie Hollywood bzw. so professionell wie ebenjenes Fernsehen, in dem diese Formate (noch) nicht laufen dürfen. Liegt das daran, dass diese Optik heute auch ohne großes Budget jedem möglich ist, der das möchte? Liegt es – wie ein Festival-Mitarbeiter vermutet – am insgeheimen Wunsch vieler Serienmacher, sich doch klammheimlich für die Dunkle (die nicht-Indie-)Seite zu empfehlen? Oder hat ganz einfach die kreative Fantasie in puncto Bildgestaltung abgenommen, parallel zum Ansteigen der Möglichkeiten?
Für letzteres spricht ein scheinbar unwichtiges Detail, das man nur bemerkt, wenn man den Festivalkatalog aufmerksam liest: die meisten Serien mögen sich nicht auf ein Genre festlegen. Viele der Bandwürmer unter den Titeln sind pure Zeilenschinderei  (Horror-Supernatural, Thriller/Crime oder Mockumentary/Comedy), einer verstrickt sich in Widersprüche (Fantasy/Adventure/Action/Historical), andere erwecken den Verdacht, unbedingt jedem gefallen zu wollen (Drama/Romance/Thriller/Sci-Fi), was sicher „Digital“, aber ganz gewiss nicht „Indie“ ist.

Die Vielfalt der Präsentationen ist wie üblich berauschend. Das liegt im allgemeinen Trend: die Glotze ist wieder ein wenig überflüssiger geworden.

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