Die Schönheit des Mondes

betr.: 129. Geburtstag von Oliver Hardy

Übergewicht gilt als unsexy und despektierlich. (Gewiss: es ist auch ungesund. Aber das ist Bodybuilding auch, sobald man es intensiv betreibt und die entsprechenden Nahrungszusätze nutzt.) Bei Schauspielern kann ein rundliches Erscheinungsbild immerhin zu Majestät und Präsenz beitragen oder – häufiger noch – zu einer komischen Wirkung. Der im Rückblick größte Dicke des Films war zweifellos Oliver Hardy. Seine Körperfülle war so sehr Teil seiner Unwiderstehlichkeit, dass es mich überraschte, von dem Hinweis überrascht zu sein, er habe es „gehasst“, dick zu sein. Das wunderte mich umso mehr, als die Mühsal, die ein voluminöser Leib mit sich bringt, für ihn nicht zu gelten schien. Er bewegte sich stets elegant und mit Grazie. Das war kein Zufall, wie er einem Interviewer erzählte: „Ich habe immer versucht, schwerelos zu gehen. Ich sehe es nicht gern, wenn dicke Männer sich so schwerfällig über einen Platz verbreiten, dafür gibt es keinen wirklichen Grund. Ich habe immer gerne getanzt. Das hat mir wahrscheinlich dabei geholfen, mich leicht zu bewegen.“

So sah das Ergebnis von Hardys Abmagerungskur in der Presse aus. Die Reaktionen fielen nicht aus wie erwartet … (Foto: Robson Books / Facebook)

Oliver Hardys besondere Wirkung musste aber noch einen anderen Grund haben, und der fiel mir partout nicht von selbst ein. Ich habe ihn kürzlich einer Biographie entnehmen müssen.
Erst kurz vor seinem Tode raffte sich Hardy dazu auf, eine Abmagerungskur zu machen und auf die leiblichen Freuden zu verzichten, die sein Erscheinungsbild auf zuletzt über 160 Kilo gebracht hatten. Es schien medizinisch geboten, etwas zu unternehmen.
1956 buchten er und sein Partner Stan Laurel ein Fotoshooting, um das Ergebnis zu feiern: den schlanken Ollie, der sich selbst kaum wiedererkannte. Er fühlte sich viel weniger wohl als er es erwartet hatte, und auch sein Umfeld reagierte eher erstaunt als beglückt. Da kam er allmählich dahinter, was jetzt fehlte: seine Fans hatten ihn all die Jahre durchaus als schön empfunden. Ihr Gelächter galt offensichtlich nicht dem Witz, den „lustige Dicke“ typischerweise auszulösen pflegen. Als sie den erschlankten Ollie in der Zeitung sahen, gerieten die meisten von ihnen in Sorge.
Sie hat sich letztlich als begründet erwiesen.

Dieser Beitrag wurde unter Film, Gesellschaft, Kabarett und Comedy abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert